Heimatverein Steinfeld e.V.

Prälat Bernhard Beering (1923-2004)

Von Stephan Honkomp

 

Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin (1. Kor. 15,10), so lautete Bernhard Beerings Leitspruch zu seiner Priesterweihe am 29.9.1551 in der Lamberti-Kirche zu Münster durch Bischof  Michael Keller, der ihn sein Leben lang begleitete. „Er war ein unermüdlicher Wasserträger Gottes“, so Weihbischof Heinrich Timmerevers anlässlich der Beisetzung Beerings am 28. Februar 2004 in Bethen. Treffender kann man Bernhard Beering nicht beschreiben

 

Beering wurde am 10. Januar 1923 in Goldenstedt geboren, besuchte dort die Volksschule und kam 1935 auf die Missionsschule nach Handrup, die er allerdings 1938 wieder verlassen musste, weil sein Vater sich aktiv am „Goldenstedter Schulstreik" beteiligt hatte, was die Nationalsozialisten seinerzeit nicht gut hießen. Als 19jähriger zog er in den II. Weltkrieg. Seinen 21. Geburtstag konnte der Marinesoldat Beering quasi als seinen 2. Geburtstag feiern, wie er immer wieder erzählte, denn er gehörte zu den wenigen Überlebenden eines Schiffsunterganges im Mittelmeer. Und an seinem Geburtstag wurde er aus dem Meer gerettet. Danach wurde er als Gebirgsjäger in Nordafrika eingesetzt, wo er noch vor Kriegsende in Gefangenschaft geriet und in die USA kam. Dort studierte er anfangs einige Semester Medizin, wechselte nach seiner Rückkehr 1946 aber das Fach und studierte Theologie.

 

Die Kriegszeit prägte den jungen Bernhard Beering fürs Leben. „Man muss sich nicht so wichtig nehmen“, war einer seiner Grundsätze. Seine priesterliche Laufbahn als Kaplan führte ihn zunächst in die Pfarrei St. Willehad nach Nordenham, seine zweite Station hieß St. Willehad, Wilhelmshaven. Bevern bei Essen sollte die Seelsorgestelle ab 1956 sein, wo er drei Jahre als Vikar in St. Marien tätig war. Gut acht Jahre wirkte er im Anschluss daran als Pfarrrektor in St. Maria Goretti Brockdorf.

 

Er war keiner, der schnell klein bei gab. Das wissen viele, die ihn kannten. Noch heute Mitglieder der Kirchengemeinde St. Maria Goretti, Brockdorf, denn Bernhard Beering auch ein „Kämpfer“ war. Seinerzeit war eine Erweiterung der Bauernschaft nicht möglich. Die Kirche hatte keinen eigenen Friedhof und auch Bauplätze für die nachwachsende Generation standen nicht in der mittel- oder langfristigen Planung der Stadt Lohne. Bernhard Beering gab sich nicht mit der Aussage des damaligen Stadtdirektors Nordlohne zufrieden, sondern setzte nach. So rang er dem Stadtdirektor die Aussage ab: „Herr Pastor, wenn Sie mir 35 Bauwillige in Brockdorf nennen, weisen wir dort ein Baugebiet aus“. Nun, Nordlohne bekam binnen 24 Stunden die Antwort des kleinen Pfarrrektors, der ihm die geforderte Anzahl der Unterschriften vorlegte.

 

Im Februar 1967 erhielt Pfarrrektor Beering in Brockdorf den Anruf seines Amtsbruders Josef Bunte, der kurz zuvor die Nachricht erhalten hatte, dass er Pfarrer von Lastrup werden sollte. „Ich kann nichts dafür, dass Du nach Bethen musst“, teilte Bunte seinem Freund Bernhard Beering mit, der natürlich erstaunt war, dass er Brockdorf gen Bethen verlassen sollte. Am 18. Februar 1967 erhielt er die offizielle Ernennung zum Pfarrer von Bethen. Das ging zu der Zeit ohne große Diskussionen über die Bühne.

 

Die darauffolgenden fast 30 Jahre waren dann wohl die prägendsten Jahre in seinem Leben. „Ein Glücksgriff für den Wallfahrtsort Bethen mag man heute resümierend in der Führungsetage des Offizialats in Vechta zurückblicken. Vieles, was heute den Wallfahrtsort Bethen ausmacht, hat der gebürtige Goldenstedter in die Wege geleitet. Denken wir einmal an die mühevolle Fertigstellung der Gedenkstätte. Auch die Erhebung zur „Basilika Minor“ im Jahre 1977 trägt die eindeutige Handschrift Beerings, der seitdem auch den Titel als „Prälat“ führen durfte

 

„Es war eine schöne Zeit“, sagte Prälat Beering selber mit Blick auf sein Wirken in Bethen. Dort wurde er zu einem großen „Verehrer Mariens“, der Bethen weit über die Grenzen des Oldenburger Münsterlandes bekannt machte. Über 50.000 Wallfahrer besuchen ein jedes Jahr in großen und kleinen Gruppen den Wallfahrtsort.

 

Im September 1996 trat Prälat Beering in den Ruhestand, den er in Steinfeld verbringen sollte. Als Prälat Beering im Februar 2000 in Steinfeld auf „Pastors Hof“ über 300 Wanderer der Heimatvereine des Landkreises Vechta zur „Fastnachtswanderung“ begrüßte, erkannte jeder, dass Beering sich in Steinfeld richtig wohl fühlte. Für die Kirchengemeinde und den Heimatverein leistete er in seinen letzten sieben Jahren Enormes. Er ließ Statuen, Kreuze, kirchliche Devotionalien restaurieren. Allen voran entdeckte er auf dem Dachboden der alten Pastorat die jahrhundertealten Portraits Steinfelder Geistlicher. Großen Anteil hatte er auch an der Umsetzung des Buches „St. Johannes der Täufer – Glasmalereien des Historismus“.

 

Wer ihn bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte beim Volkstrauertag am Steinfelder Gefallenenehrenmal „Dicker Stein“ beobachtete, der sah, dass er in dem Moment als er das Lied vom „alten Kameraden“ hörte und anschließend eine kleine Ansprache hielt, all seiner Kriegskameraden gedachte, die an seiner Seite im Krieg gefallen oder ertrunken waren. Zu dieser Zeit wusste Bernhard Beering bereits von seiner schweren Krankheit.

 

Kurz vor seinem Tode vollendete Beering „sein Buch“ über die „Wegkreuze, Bildstöcke und Wegkapellen in den Kirchspielen Steinfeld und Mühlen“. Ein Buch, an den ihm viel lag. Lob hierzu gab es von höchster Stelle. So schrieb ihm der Bischof von Münster Dr. Reinhard Lettmann vor Weihnachten an sein Krankenbett: „Bei einer Wallfahrt durch das Bistum, durch Steinfeld und Mühlen, habe ich vor einigen Jahren einen Teil dieser Wegkreuze, Wegkapellen und Bildstöcke persönlich sehen können. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass unser christlicher Glaube das Land weithin prägt. Ich danke Ihnen für Ihre Mühe der Zusammenstellung dieser christlichen Zeichen“.

 

Die Kontakte, die Bernhard Beering in seinen verschiedenen Pfarrstellen geknüpft hatte, blieben bis zu seinem Tod erhalten. Noch im Sommer 2003 nahm er an einem Treffen mit „Jugendgruppen“, die er 1953 in Wilhelmshaven betreut hatte, teil. Zum Jubiläum des Kirchenchores Maria Goretti in Brockdorf wirkte er noch als Konzelebrant im Festgottesdienst mit.“ Für alle war „der lütke oder kleine Pastor“, wie er sich selbst nannte und genannt wurde, ein Freund. Ein Freund, der uns fehlt.

 

Bild-1: Concelebrant Prälat Bernhard Beering bei der Kreuzeinweihung bei "von Handorf"  in Steinfeld "Am Brink".

Bild-2: Bethen
 



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