Heimatverein Steinfeld e.V.

 "Doenbeier" im Kolpinghaus
von Stephan Honkomp


Ende des 19. Jahrhunderts war das Bierbrauen in Deutschland und natürlich auch in Steinfeld ein guter Nebenerwerb ja sogar Haupterwerb. Hierzu gehörten der Wirt und Bierbrauer Johann Bernd Wilhelm von der Assen (1781-1846), der 1812 Maria Catharina Stuntebeck heiratete. Von der Assens Vater Carl war ebenfalls Wirt gewesen. Nach dessen Tod übernahm Sohn Bernhard Rudolf von der Assen (*1813) mit seiner Frau Maria Anna geb. Gäking die Gaststätte, in der seinerzeit der Versammlungsort der “Paopen” gewesen sein soll. Um 1900  treffen wir als Besitzer auf die Geschwister Bernd (1857-1917) und Maria von der Assen (1852-1917), in Steinfeld damals besser bekannt unter  den Namen “Kaohlen Bernd” und “Kaohlen Mariechen”. Beide blieben ledig. Während der September-Dürreperiode im Jahre 1865  wurde das Haus nebst Stallungen ein Opfer der Flammen. Sie bewohnten und bewirtschafteten die Stelle bis zu ihrem Tode. Sie hinterließen dem Bauern Josef Wilberding aus Düpe das Erbe, das bis zum Abriß im Jahre 1994 Eigentum der “Wilberding” Familie bleiben sollte. Wilberding war also fortan der Verpächter der Gaststätte. Bis kurz nach dem I. Weltkrieg war dort der Gastwirt Heinrich Schockemöhle als Vorgänger von Josef Ording tätig, beide waren Pächter der Gastwirtschaft. Bereits unter der Regie Schockemöhles (Kaotken Schnieder) war die Gaststätte auch das sogen. Gesellenhaus (später Kolpinghaus).

Josef Ording übernahm das Gasthaus im Jahre 1932. Neben dem eigentlichen Gasthaus stand bis 1953 auch noch ein Stallgebäude mit einem großen Vorplatz, das bis zu seinem Abbruch noch als eine Niederlage der “GERMANIA-Brauerei” Münster gekennzeichnet war. Die großen festen Kellergewölbe, die auch beim Neubau im Jahre 1953/54 noch erhalten wurden und für die Heizungsanlagen Verwendung finden konnten, waren seinerzeit die Lagerräume für Bier und eine Zeitlang auch für Eis. Zur Zeit der Geschwister von der Assen wurde in diesen Kellergewölben auch gebraut. “Eine Brauerei für einfaches Bier zum örtlichen Absatz”, weist eine Übersicht etwa um 1890 aus. Es handelt sich dabei um die „Brauerei“ von “Kaohlen Bernd”. Die Geschwister stellten ein vertrautes süßes, dunkles Bier her. “Heit und  seute” mußte es sein, heiß und süß. Wenn eine Beerdigung war, dann gab es nicht wie heute, Kaffee, Butterkuchen und Schnittches, sondern dieses heiße und süße Bier, eine Sitte, die auch in anderen Gemeinden des Südoldenburger Landes verbreitet war. Die Steinfelder nannten es kurz “Doenbeier” bei der Beerdigung und bei den normalen sonntäglichen Messen hieß es dann in einem mehr volkstümlichen Namen “Dombeier”. Ein süffiges Bier, wie später unsere Vorfahren noch zu erzählen wußten.

Der spätere Saalbetrieb war allerdings zunächst Ort für das Steinfelder “Film-Eck”, dass am 4. Februar 1954 offiziell eröffnet. Genau fünf Jahre
zuvor, war das Steinfelder Kino im Saal Overmeyer von Kurt Strassburg eröffnet worden. Bis 1965/66 wurden dort Filme gezeigt. Die Räumlichkeiten wurden zu einem Saalbetrieb umfunktioniert. Nach dem frühen Tod von Josef Ording (1953) betreuten “Ordings Oma” und dessen Sohn Paul, der legendäre “Doktor Watson”, jahrelang den Zapfhahn. Dort „trieben“ seinerzeit auch die Junggesellen des Clubs “MdN” (Männer der Nacht) ihr Unwesen.  Nach den Ordings übernahmen von 1972 bis 1980 Hans-Jürgen und Marianne Schnieders das Lokal, gründeten dort u.a. das Taxiunternehmen “1414” und hielten des sonntags für die Jugendlichen seine „Disco-Abende“ ab. Danach hieß das
Wirtshauspaar Wilma und August Stolte (1980-1991) zu deren Zeit der Steinfelder Karneval so richtig auflebte. Beide waren zudem 1985 Steinfelder Schützenkönigspaar. Letzter Wirt des Kolpinghauses war bis 1994 Franz-Josef Kohorst, der dann in Damme eine andere Gaststätte übernahm.

1994 verkaufte die Familie Wilberding/kl. Holthaus das Grundstück und die altehrwürdigen Gebäude, die seinerzeit der bekannte Dammer Architekt Mans Büld entworfen hatte, an den Bauunternehmer und Immobilienhändler Martin Hölzen aus Diepholz. Dieser ließ die Gebäude abreißen und errichtete an dieser Stelle ein Gebäude mit drei Ladenlokalen im Parterre und mehreren Mietwohnungen in den oberen Geschossen.



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