Heimatverein Steinfeld e.V.

Bäder im Kirchspiel Steinfeld
von Stephan Honkomp

Heimatverein beteiligt sich an der Ausstellung „Pack die Badehose ein“

Der Wunsch nach einer öffentlichen Badeanstalt in Steinfeld war ein langgehegter Wunsch. Viele Familien oder Kinder fuhren mit dem Fahrrad oder schon mit dem Auto nach Lohne oder Damme um dort - wenn auch nur einmal - in die kühlenden Fluten zu tauchen. Selbstverständlich nahm man auch in den natürlichen Bädern wie z.B. in Mühlenteichen und geeigneten Bachläufen ein Bad. Insbesondere Kinder hatten ihren Spaß daran.

Bereits ab Sommer 1892 muss es in Steinfeld eine Badeanstalt gegeben haben. Davon schreibt zumindest am 23. Juni 1892 die OV. „Unser Mitbürger Herr R. hat sich als wahrer Menschendfreund verdient gemacht und unseren Ort um eine wohltätige Einrichtung bereichert. Es hat nämlich etwa 10 Minuten vom Orte entfernt in der Nähe des Schützenhauses auf seine Kosten eine Badeanstalt errichten lassen. Das Wasser zu derselben liefert eine klare in der Nähe hervorsprudelnde Bergquelle. Vorläufig ist die Anstalt allerdings noch primitiv eingerichtet, wird aber jedoch ohne Zweifel noch vergrößert und besser eingerichtet werden, so bald sie sich einer allgemeinen Frequenz erfreut. Schade, dass die Witterung uns eine Abkühlung in dem schönen Quellwasser noch nicht erlaubt“. Dieses Bad muss ungefähr an der Stelle gelegen haben, wo heute die Fischteiche hinter Haskamp (Dot´s Clemi) sind, denn ebenda, so Werner Westermann, sprudelte damals das Wasser regelrecht aus dem Boden. Dort wurde noch in den 30er Jahren gebadet. Es gab sogar ein Sprungbrett für die Mutigen.

Aber auch an vielen anderen Badeplätzen im Kirchspiel Steinfeld konnte man sich Jahrzehnte später die Zeit oder gar die ganzen Ferien vertreiben, denn wer konnte sich zur Zeiten des Wirtschaftswunders schon eine Urlaubsfahrt an die Nordsee leisten? Da machte es auch nichts, ob man eine Badehose hatte oder nicht. „Däi Unnerbücksen“ tat´s in den meisten Fällen auch.

Steinfelds größter Badesee war der Ziegeleiteich. Dort wurde auch schon während des II. Weltkrieges gebadet und „Wassersport“ betrieben. Aus abgeworfenen Benzintanks alliierter Flugzeuge, die halbiert gemeißelt wurden, hatten sich die Kinder und Jugendliche in mühsamer Arbeit Boote gebaut. Seine „Hochsaison“ hatte der Teich Anfang der 60er Jahre. Die Tonkuhle der Dampfziegelei Wilberding hatte zu dem Zeitpunkt seinen Förderbetrieb bereits eingestellt, denn zahlreiche Quellen füllten inzwischen die Abbauflächen. Die Quellen hatten das Areal aber schon zur Hälfte mit einem fast 5 m tiefen Teich mit einer 70 x 50 m Fläche gefüllt. Der dort noch stehende Bagger mit seinem einige Meter hoch ragenden Schaufelarm nutzten mutige Badefreunde gleich als Sprungturm ins Nass. Und zur Winterszeit konnte die Eisfläche als „Schöwelfläche“ für den Wintersport befahren werden. Im Laufe der Zeit fluteten die Quellen aber auch den bis dahin noch verschont gebliebenen oberen Teil der Grube. Auch dieser wurde zum Badeparadies. Kinder befuhren mit selbstgebauten Booten den Teich während die Badefreunde das klare Wasser und die noch freien Plätze zum Sonnen nutzten. Trotz des von der Gemeindeverwaltung angeordneten „Badeverbots“ hielt sich kaum jemand daran. Wichtiges Badeutensil war die gerade erfundene Luftmatratze oder der aufgepumpte Gummireifen mit dem herausstehenden Ventil. . Nach dem Abriss der Dampfziegelei Anfang der 70er Jahre wurde dort ein Baugebiet ausgewiesen. Der Teich dient heute als Naherholungsrefugium. Der Schaufelbagger hält auch heute unter Wasser noch seine treue Wacht in dem wohl ca. 15 m tiefen Teich.
Als in den letzten kühlen Julitagen des Jahres 1964 das Freibad in Steinfeld von Bürgermeister Franz Möhlenhaskamp eröffnet wurde, war der Badesaison am Ziegeleiteich und auch allen anderen provisorischen Bädern ein Ende gesetzt. Die Badeanstalt entstand übrigens an einem Ort, den man als „Schwarzer Berg“ bezeichnete. Es handelte sich hierbei um eine sehr „nasse“ Ecke, die man früher auch als Bad nutzte.
Weitere Bademöglichkeiten bot Pöhlkings Teich in Harpendorf/Düpe war ein verhältnismäßig tiefer Teich, wo die Jungs badeten. Im weiteren Verlauf des Harpendorfer Mühlenbachs wurde dieser im Bereich Brakamp aufgestaut, dort durften die Mädchen baden, weil er auch nicht so tief war. Oberhalb des Harpendorfer Mühlenbachs war die Wassermühle Mählmeyer (auch Kollhoffs Möhl´n genannt) einweiterer Badeort. Der Mühlteich war ebenfalls nicht tief, war auch schon ein wenig versandet, weil die Mühle zu der Zeit nicht mehr genutzt wurde. Deshalb war er bei den Kindern aus Harpendorf und Düpe nicht so beliebt.

Die Lehmder Badefreunde orientierten sich über den Lehmder Damm ins Moor, wo kurz vor dem Diepholzer Flugplatz ein Fischteich war, aber auch die nahe Hunte war ein bevorzugter Badeplatz.

Der Feuerwehrteich in Holthausen war ein „aufgemauertes“ Wasserreservoir, das seinerzeit von der Brandkasse erstellt wurde. Die „Holthausener Badeanstalt“ wurde lange - auch als die Steinfelder Badeanstalt bereits geöffnet hatte - von den Kindern benutzt.
Bornhorns Mühlteich war die „Badeanstalt“ der Haskämper. Zu der Zeit wurde die Mühle noch als Schwarzbrotbäckerei von der Familie Fleerkotte genutzt. Unweit des Haskamps wurde der Riedenbach im Bereich des Uhlenmoores aufgestaut. Dort vergnügten sich die Kinder aus dem Bereich Lohner Straße und Nord-Ost Eulingens. Als weiterer schöner Bachlauf war der Steinfelder Mühlenbach an der Stelle, wo heute die große Sporthalle und die Grundschule steht. Dort spielten die „Dörper“ Kinder des Sommers ebenfalls im aufgestauten Bachlauf.

Der „Mauer-Diek“ bei Meyer-Coors war der Badeort der „West-Schemder“ (Harpe-nau/Ottobehrens). Während im Bereich des östlichen Schemde „Sahlfelds Heil & Moorbad“ in einer Wiese nahe des Sägewerkes Bergmann einen großen Zulauf hatte. Hier kamen auch viele Kinder aus dem Dorfbereich und Eulingen um sich in dem schlammigen Quelltümpel zu vergnügen, während gleichzeitig Kühe den Badenden sorglos zuschauten. „Vorne war´s dick und hinten war´s dünn“, sagte ein kleiner Badegast zur Größe des Teiches, der an der Quelle schmal war und sich zum gestauten Auslauf verbreiterte. Ein weiteres Badeparadies war der „Hexenteich“, der zum Hof Krapp gehörte und unterhalb der Verbindungsstraße von Steinfeld nach Osterfeine/Klünenberg liegt. Von dort floß die Bäke weiter in den Mühlenteich Krapp.

Steinfelds erster Schwimmmeister hieß Eckard Spitzer, dem Wolfgang Krämer folgte und der über 30 Jahre lang pflichtbewusst seinen Job verrichtete. Seit Sommer 1999 beaufsichtigt Marco Rehmer - auch als „Animateur“ - den Schwimmbetrieb auch für das 1973 in Betrieb genommene Hallenbad im Schul- und Sportzentrum. Derzeit wird im Rathaus über eine Sanierung der Bäder bzw. auch über die Errichtung eines Kombibades nachgedacht.Entscheidungen hierzu stehen allerdings noch aus.



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