Heimatverein Steinfeld e.V.
- Geschichten -
Der Sohn des Kötters Johann Henrich Macke aus Harpendorf
wanderte 1833 über Baltimore 1852 nach Portland/Oregon aus
von Stephan Honkomp

Heinrich Arend Macke wurde am 5. August 1793 in Steinfeld geboren. Seine Eltern waren Johan Henrich Macke und Maria Agnes geb. Meyer. Macke lebte als Kötter in Harpendorf. Die Stelle wurde später „Macke Arends“ oder auch heute kurz up platt „Mackenaornd“ genannt. Die Kötterstelle am heutigen Gemeindestraße „Zum alten Zuschlag“ befindet sich seit 1867 im Eigentum der Familie Dultmeyer. Heinrich Johannes Casper Dultmeyer ist der derzeitige Hofinhaber.

Heinrich Arend Macke (*1793) bestieg im Mai 1833 das Schiff und erreichte die Neue Welt im Hafen von Baltimore am 3. Juni 1833. Vor den Einwanderungsbehörden legte er seinen angeborenen Namen ab und nannte sich fortan Henry Arnold Mock. Von Beruf – so sagen es die Einwanderungsunterlagen aus - war er Seemann und Schumacher gewesen. Zusammen mit seiner Frau Maria ließ er sich in Mechanicsburg, Pennsylvania, nieder. Zehn Jahre später, im Januar 1843, wurde er Staatsbürger der Vereinigten Staaten von America. Ebenso lange wohnten sie in Mechanicsburg (heute Vorort von Harrisburg), wo ihr einziges Kind und Sohn John am 8. Oktober 1838 geboren wurde.

Als der kleine John fünf Jahre alt war, zog die Familie weiter gen Westen. Im Platte County, nördlich von Kansas City und Independence am Missouri im gleichnamigen Bundesstaat gelegen, fanden sie ein neues zu Hause. H.A. Mock kaufte sich dort eine 40 Acres große Farm. Zu dieser Zeit gab es in dieser frisch besiedelten Gegend noch wenig Schulen und so ging der fünfjährige Bursche seinem Vater zur Hand, denn auf der Farm gab es vieles zu tun.

Noch nicht einmal 50 Jahre waren vergangen, als Präsident Thomas Jefferson im Mai 1804 seinem Privatsekretär Captain Meriwether Lewis und dem Soldaten Lieutenant William Clark den Auftrag gab, den Nordwesten Amerikas für eine Erweiterung der USA Interessen zu erkunden und einen Weg vom Missouri an den Columbia River zu finden. Im September 1806 kehrten sie von der erfolgreichen Expedition zurück. Die Besiedlung nahm aber erst Jahrzehnte später in der Mitte des Jahrhunderts den Anfang.

Im Frühjahr 1852 startete H.A. Mock mit seiner Familie und einem ganzen Treck in den Westen. Vermutlich startete man von Ft. Leavenworth oder St. Joseph und schlug den Weg ein zum Platte River, auf den man bei Ft. Kearny traf. Nahe der Mündung des North und South Platte in den Platte River überquerte man den Fluss in Richtung Nordwesten. Der 13jährige John fuhr einen Wagen der von Ochsen und gelegentlich auch von Kühen gezogen wurde. Das machte er ebenso hervorragend wie gestandene Männer. Dass er mit den Zugtieren mit denen er gestartet war auch in Oregon ankam, war nicht selbstverständlich. Und das war beileibe nicht einfach, denn die Siedler befanden sich auf dem beschwerlichen Weg nach Oregon (Oregon Trail). Ein qualvoller Weg mit sehr viel gesundheitlichen Leid. So brach unter den Reisenden die Cholera aus. Jeder Zehnte starb daran und deren Gräber den Weg säumten. Unterstützt und begleitet wurde der Treck auf dem Weg über die endlosen Weiten der Prärie und den gefährlichen Weg über die Berge von erfahrenen Pionieren. Die weite der Landschaft muss ihnen vorgekommen sein wie der Eintritt in das Paradies. Sie entdeckten für sie unbekannte Pflanzen und Tiere mit unerschöpflichen Nahrungsquellen in Gestalt von Bisons, Hirschen und Bibern.

Auf der langen Reise gab es immer wieder Vorfälle, die es wert sind, dass man sie erwähnt. H.A. Mock war mit den anderen Männern nachts immer auf Wache, da ständig Gefahr bestand, dass die Indianer das Vieh stehlen würden. Ein anderes Mal, als der Treck den breiten Fluss des Platte River überquerte wurde John von den Fluten gerissen und schien in den Fluten zu ertrinken. Da er aber gegen den Willen seines Vaters im Kindesalter das Schwimmen erlernt hatte, konnte er sich retten. Auf dem Weg kam die Zeit, wo man sich einiger erschöpfter Zugochsen entledigen musste, die den Strapazen nicht mehr gewachsen waren. Verständlich, dass man aus dem Grund das ein oder andere lieb gewonnene Hab und Gut der Wildnis überlassen musste. Auch H.A. Mock gehörte zu den Menschen, die nichts „wegschmeißen“ oder hinterlassen wollten. Johns Mutter Maria wollte sich von einem großem Korb und vom feinsten China-Service verabschieden. Und weil der Vater es nicht merken sollte, ließ John das Geschirr in einem See verschwinden.

Über Scottsbluff/Nebraska (Museum des Oregon Trails), Fort Laramie und Casper in Wyoming ging es bergan über die Wasserscheide der Rocky Mountains ins südliche Idaho entlang des Snake River über Boise nach Norden über die Blue Mountains. Nachdem der Treck den Ort „The Dalles“ am Columbia River erreicht hatte, verkaufte Henry Arnold Mock zwei Ochsengespanne und lud den Wagen auf einen kleinen Schleppkahn, auf dem er und seine Frau Mary den Columbia River runterfuhren bis den „Upper Cascades“ (Stromschnellen). John folgte mit seinen 13 Jahren mit den anderen Ochsen und Vieh auf dem Trail zu Lande ebenfalls bis nach Lower Cascades, wo man den Wagen wieder zusammenbaute und mit den Haushaltsgegenständen wieder belud. Man schloss sich dem Zug der Siedler in Richtung Portland wieder an. Nach sechs Monaten Reise kam man dort im Oktober 1852 an.

Drei Wochen lang kampierten sie bei „Sullivan Gulch“ einem heutigen Stadtteil Portlands. Dort ließ man das Vieh frei laufen. Auf der Suche nach dem Vieh kamen die Mocks an die Stelle des heutigen St. Johns auf der Portland Halbinsel. Dr. Cables, der erste Arzt Portlands, lud die Mocks ein, bei ihm in einem seiner Gebäude zu überwintern. Gut 800 Einwohner zählte der Ort damals. Im Frühjahr 1853 nahm Henry Arnold Mock nach dem Schenkungsplan des US Regierung 317 Acres Land (gut 127 ha) in Besitz. Dieses Areal wird heute in Portland als „University Park“ bezeichnet. Mit Hilfe seines Nachbarn, Dr. Caples, errichtete Mock dort sein erstes kleines Blockhaus, das dort bis 1874 stand.

Nachdem er seine Ländereien hatte eintragen lassen, säte er auf einem Teil seiner Ländereien den Samen ein, den seine Frau aus dem Osten mitgebracht hatte. Das Gemüse, das dort auf seinem Grund und Boden (Mock´s Bottom) wuchs und die Enten und Gänse sorgten im ersten Jahr in ihrem neuen Zuhause für einen reich gedeckten Tisch. Im Jahr darauf kauft Henry ein Schwein und fütterte es mit wilden Kartoffeln, die in der Umgebung wuchsen. John erzählte später, dass er nie in seinem Leben wieder so schönes Schweinefleisch gegessen habe wie zu der Zeit. Das Leben in den ersten Jahren war recht teuer, wurden doch die Güter allesamt noch um das Kap Horn - also um die Spitze Südamerikas – herum nach Norden geschifft. In dieser Zeit unterstützte John sein Vater beim Aufbau und weiteren Entwicklung der Farm. Als er 18 Jahre alt war, verließ der Sohn das Haus und arbeitete sechs Jahre im Bergbau. Danach kam er nach Portland zu seinen Eltern zurück, die dort immer noch ihre Farm betrieben.

Nach dem Tod von Mary Mock im Jahre 1867 kam der mittlerweile 74 Jahre alte Witwer auf Idee noch einmal die Heimat Steinfeld zu sehen. Er verkaufte seinen Anteil der Farm an seinen Sohn und fuhr nach Steinfeld um seine alten Freunde und Verwandte zu besuchen. In Deutschland wurde er von einem habgierigen Gastwirt bestohlen, so dass er völlig mittellos war. Sein Sohn schickte ihm später Geld, damit er nach Portland zurückkehren konnte. Der alte Mann kam zurück, zog zu seinem Sohn, wo er 1884 im stolzen Alter von 91 Jahren starb.

John Mock trieb unterdessen die Entwicklung der „Mocks Crest Farm“ immer weiter voran. 1874 baute er als Ersatz für das erste kleine Blockhaus ein größeres Blockhaus 17 x 24 Fuß groß (= rd. 6 x 8 m groß). Ein komfortables Haus, das allerdings 1889 mit der ganzen Einrichtung und Erinnerungsstücken abbrannte. John heiratete im August 1874 Mary Melissa Sunderland. Sie war mit ihren Eltern ebenfalls 1852 aus Iowa nach Portland gekommen. Vier Kinder hatten die beiden: Margaret Elisabeth, John Benjamin, Lillie Catherine und Margaret Alice. Die Nachkommen von der ältesten Tochter Margaret Elisabeth leben noch heute in Oregon. Die 41 Nachfahren des einzigen Sohnes John Benjamin Mock, der seinerzeit Sara Vietta Curtis geheiratet hatte, leben heute in den Bundesstaaten Washington und Kalifornien sowie in Japan und Kuwait.

Über Jahre hinweg gab es nach Portland keine Straßen und so mussten Waren und landwirtschaftliche Erzeugnisse mit Boot auf den Flüssen zum Markt gebracht werden. John Mock war Zeitzeuge und aktiver wie generöser Förderer von wichtigen Straßenbauvorhaben die zu einer weiteren Entwicklung und dem Wachsen Portlands führte. Er schenkte Ländereien an die Stadt, auf dem heute die Universität von Portland steht und setzte sich stark für den Bau einer Straßenbahn auf der Halbinsel Porlands ein. Die Familie Mock lebte von bis 1976 in einem wunderschönen Haus im viktorianischen Stil erbaut nahe dem Universitäts Gelände. Das viktorianisches Haus (Mock´s Mansion) steht noch heute am Willamette Boulevard in Nord Portland und befindet sich im “U. S. National Register“ historischer Häuser. Zum inneren Stadtkern Portlands zählen heute rd. 550.000 Einwohner. Zum Großraum Portland gar über zwei Millionen Menschen.

Henrich Arend Macke (Henry Arnold Mock ) und sein Sohn John waren in Portland gut bekannte Pioniere, erfolgreiche Geschäftsleute und großzügige Wohltäter. Beide Männer wurden nach ihrem Tod auf dem „Columbian Pioneer Cemetery“ in Portland begraben.

Nachsatz: Einer der Nachfahren, nämlich Paul Mock, besuchte im Mai 2006 Steinfeld und den Hof „Mackenaornd“, von wo aus sein Urvater Henrich Arend Macke 1833 in die Neue Welt aufbrach. Das Grundgerüst dieses Berichtes stammt von Paul Mock, dessen Worte von Stephan Honkomp übersetzt und ergänzt wurden. Paul Mock lebt und arbeitet heute als Ingenieur Des Erdöl-Konzerns „Chevron“ im Kuwait.


Bild 1: Henrich Arend Macke, später Henry Arnold Mock
Bild 2: Foto von der Reise nach Missouri (um 1855). Pferde und Maulesel wurden auf „einfachen Trails“ verwandt.
             Nach Oregon wurden nur Ochsen wegen deren Stärke und Kraft in der Spur ins Geschirr genommen.
Bild 3: John Mock um 1885



  • Zurück