Bekannterweise hatte der Ort Steinfeld drei Bauernstellen und zwar Wilberding, Wilking und Nieberding. Nur noch der Hof Wilberding (sh. Nr. 49) ist als aktiver Hof heute im Ort verblieben. Der Hof Wilking, im Jahre 1568 immerhin 33 ha groß, wurde um 1900 zerstückelt und von verschiedenen landwirtschaftlichen Stellen aufgekauft. Der ursprüngliche Hof Nieberding wurde Ende der 60er Jahre aus dem Ort an die Kroger Straße umgesiedelt. 1967 begann man mit dem Neubau des Hofes, der 1968 an seiner heutigen Stelle an der Kroger Straße den Betrieb aufnahm.
Der Name Nieberding hatte mehrere Schreibweisen. Die wohl
älteste bekannte Form war: ny Brink später dann Niberinck, Niberdink bis in die
heutige Form Nieberding. Schlagen wir deshalb die Seiten der Geschichte weit,
weit zurück.
Bei Pagenstert heißt es zum Hof Nieberding: 40 ha groß. 1568 Arend Niberdink,
1590 Dirich Niberdink. 1590 eigenhörig an Raesfeld, später an Elmendorff-Füchtel.
1458 wurde Hinrich van Elmendorpe mit Claes Nyebrink von dem Bischof Johan von
Münster belehnt. Best. Gefälle: 6 Malter Roggen, 1 Feistschwein von 110 Pfund,
12 Pfund Butter, vier Hühner, 100 Eier, 20 Groschen Pachtgeld, 4 Groschen
Zinsgelder für 100 Groschen Kapital. Im 19. Jahrhundert kamen z.B. die
Entschädigungsrenten, Spanndienste, Fuhren und Erntedienste hinzu.
1668 übernahm der Heuermann Gerd Lutmar von Holdrup (1626-1680/81) die Hofstelle „Nieberding“ und damit gleichzeitig auch den Namen. Er musste in den nächsten drei Jahren ein „Erbhaus von 7 Fach“ errichten. Dieses Haus lag ursprünglich auf – wenn man so will einer kleinen Insel im „Zweistromland“ des damaligen Mühlenbachs. Das heißt im Bereich, wo sich heute das Haus Wessels (Nr. 50) befindet teilte sich der Bach in zwei Seitenarme auf und floss in Höhe des heutigen Hauses der Familie Thien wieder zusammen. Und das Haus stand zwischen den beiden Bacharmen. Verheiratet war Lutmar mit Margarete Schlärmann (1623-1693). Acht Kinder entstammten dieser Familie, von denen der älteste Sohn Werneke (1651-1715) den Hof übernahm. Als er 1674 das Hoferbe antrat, nannte er sich aber immer noch Lutmar. Aus erster Ehe stammt eine Tochter, die jedoch bereits mit 15 Jahren verstarb. In 2. Ehe heiratete er 1678 Martha Maria Früchte (1657-1733), eine Tochter des Vogtes Jobst Früchte mit der er sechs Kinder hatte. Kurioserweise wird nicht der älteste Sohn Joan Gerd Nieberding Hoferbe, sondern dessen älteste Schwester Maria Elisabeth Nieberding. Bei den Nieberding heiratete Johan Hermann Blöcker (1706-1759) ein, der ebenfalls den Namen des Hofes annimmt. Diese Linie bzw. diese Generation ist der Grundstock für den Großteil der noch heute lebenden Nieberdings „all over the world“.
Johann Henrich Nieberding heiratete 1736 in die Kößstelle der Familie von der Embse ein. Diesen Namen hat das Haus vermutlich von der geborenen Kösters der Großmutter seiner Frau mütterlicherseits. Neun Kinder zeugte Nieberding mit seiner Frau Anna Maria von der Embse (*1718). Die Namen der Kinder: Johann Heinrich (1738), Johann Heinrich (1740), Johann Arnd (1741), Maria Katharina (1743-1763), Anna Gertrud (1744-1800), Johann Henrich Anton Nieberding (1749-1778), der spätere Hoferbe Johann Hermann und Maria Agnes (1756-1809). Hier zweigt auch die sogenannte „Genotten-Linie“ ab und zwar durch Sohn Carl-Heinrich (1753-1836 – sh. Nr. 82).
Johann Hermann Nieberding (1752-1787) trat das Hoferbe an und heiratete 1777 Maria Agnes Wilking (1754). Johann Hermann Carl Josef, Anna Maria Christina (1781-1782), Maria Elisabeth (1783-1831) und Joan Henrich Joseph (1786-1850) hießen deren Kinder. Von denen in der Generationsfolge Johann Hermann Carl Josef Nieberding (1779-1841) 1805 Maria Anna Elisabeth Bergmann (*1780) heiratete, die sechs Kindern das Leben schenkte: Franz Arnold (sh. auch Nr. 107), Johan Heinrich Josef starb bei der Geburt (1809) ebenso Josef Arnold (1813), Johan Henrich Clemens (1810-1880) fuhr zu See und wohnte zuletzt in Antwerpen, Maria Agnes (1815-1849) und Carl-Anton (1817-1882).
Franz Arnold (Josef) Nieberding (1806-1863) folgte in der Reihe der Ur-Hofbesitzer. 1828 hatte er Maria Agnes Meyer (1805-1861) geheiratet. Zusammen hatten die beiden fünf Kinder. Franz Joseph, Maria Elisabeth (1830-1845), Maria Magdalena (1833-1869), Franz Ignaz (1836-1839) und Hermann Anton (1838-1845). 1846 verfügte der Zeller Nieberding über drei Heuerleute. Sie hießen: Franz Willenbrink der Schiffer war und in Holland auf der Brite Fabrink arbeitete. Die Witwe Carl Deters hatte ein gutes Einkommen. Das galt auch für Josef von der Möhlen. Später sind es nur mehr zwei Heuerstellen. Deren letzte Bewohner waren Georg „Pöter“ Böckmann (sh. Nr. 53) und Ludwig Wüst (sh. Nr. 67).
Franz Josef Nieberding (1829-1921)beerbte die Hofstelle, die allerdings 1836 noch im Urkataster unter dem Namen des Vaters Josef läuft. Sohn Franz-Josef, der Vollerbe, war mit Maria Anna Haskamp (Möhlenhaskamp-Dieken - 1835-1881) seit 1865 verheiratet. Drei Kinder hatten die beiden: Anna Maria Josephina (1866-1897) Sofie (1867-1949), Franz-Josef (1870-1891). Das Erbhaus soll um 1870 neu erbaut worden sein- „dei tweite Hoff“ wie man damals sagte. Am 3. Mai 1879 wurde das Haus von der Landesbrandkasse auf einen Wert von 9.000 Mark geschätzt. Die Hoferbin Sofia Nieberding hatte zudem viele Grundstücke, Wiesen und Äcker an Bewohner des Ortes verpachtet. Diese Pächter waren zur Erntezeit für den Bauern tätig. Nach dem Einbringen der letzten Ernte-Garben wurde auf der Diele des Hofes ein fröhliches Erntefest gefeiert.
Da Sofias Geschwister jung starben, wurde Sofie die Erbin des Urhofes der Nieberdings. Sie heiratete allerdings nicht. Im Februar 1918 adoptierte die ledige Hoferbin Sophia Nieberding Maria Franziska Westermann aus der Nachbarschaft. Die offizielle Namensänderung folgte im Februar 1921. Sie soll nicht nur Magd auf dem Hofe Nieberding gewesen sein, sondern neben fünf Kühen auch eine beträchtliche Summe Geld mit auf den Hof gebracht haben. Maria Franziska Westermann trägt fortan den Namen Nieberding. Diese fand in Franz Kolbeck ihren Ehemann. Der Schuhmacher Franz Kolbeck (1894-1969), der beim Schuster Deters (sh. Nr. 8) sein Handwerk erlernt hatte, stammte aus Düpe/Ondrup, also aus dem Umfeld des Hofes Schockemöhle. 1920 fand die Hochzeit mit Maria Franziska Nieberding (geb. Westermann – 1893-1928 sh. Nr. 38) statt.
Die bis dahin an Bewohner des Dorfes verpachteten Flächen holte sich der „Neubauer“ Kolbeck zurück und baute Stück für Stück den heruntergewirtschafteten Hofbetrieb gemeinsam mit seiner Frau wieder auf. Maria Franziska Kolbeck starb im Jahre 1928 in Münster. Fünf Kinder hatten die beiden gemeinsam: nämlich Elfriede (1920), die den späteren Gemeindekämmerer Franz Thobe (1916-2000) heiratete (sh. Nr. 303) , Josef (1922-1923), Else (1924) die nach Vechta als Frau Hillmann heiratete, Hildegunde (1925-1928) und Hubert (1928-1993). Franz Kolbeck heiratete 1929 erneut und zwar die Schwester seiner verstorbenen Frau Anna Franziska Westermann (1904-1983) mit der er weitere vier Kinder hatte: Franz-Josef (1929) in Steinfeld verheiratet mit Anna geb. Niehues, Hildburg (1938) die als Frau Zech verheiratet in Offenbach lebt, Gerd (*1940) ist in Steinfeld mit Martha geb. Runnebaum verheiratet und Mechtild (*1942), die in Mühlen Otto Rösener heiratete.
Hubert Kolbeck (1928-1993) übernahm noch zu Lebzeiten des Vaters die Zukunft des Hofes, auf dem übrigens der 2. Altar der Fronleichnamsprozession traditionsgemäß Jahr für Jahr aufgebaut wurde. Bereits 1954 hatte Hubert Hedwig Kolbeck (*1931) geb. Osterhues geheiratet. Vier Kinder entstammen dieser Ehe. Nämlich Ursula (1955), Hubert (1957), Christiane (1958) und Jürgen (*1963). Hubert sen. und sein Sohn Hubert haben übrigens für die Entwicklung des Ortes Steinfeld in den letzten Jahren immer ein offenes Ohr gehabt und prädestinierte Bauflächen mit landwirtschaftlichen Flächen getauscht. Nach dem Tod des Vaters übernahm Hubert den Hof. Zuvor hatte er 1987 Johanna geb. Ideler (*1959) geheiratet, Johanna kommt gebürtig aus Südlohne. Anne Lene (*1988), Johannes (*1990) und Elisa (*2003) komplettieren die Familie.
Heute steht an dieser Stelle das Gebäude der Zahnarztgemeinschaftspraxis Dr. Heinrich Westermann / Dr. Arnd Jochims (sh. Nr. 3)