Heimatverein Steinfeld e.V.

Keine Rechte für ehrlose Leute

Steinfeld - „Der Vortrag hätte einen besseren Besuch verdient gehabt, man konnte vieles hinzulernen“ resümierte ein überaus zufriedener Steinfelder Heimatvereins-vorsitzende Stephan Honkomp zum Thema „Ehrlose Leute im Oldenburger Münsterland“ des Cloppenburgers Heinrich Havermann. Die 25 Zuhörer brauchten ihr Kommen jedenfalls nicht zu bereuen.

Bei der genealogischen Forschung nach den eigenen Vorfahren, stieß Havermann in seiner gut 30 Jahre andauernden und 460 Seiten starken Arbeit auf den interessanten Beruf des „Wasenmeisters“. Zur Erklärung der Beruf des Wasenmeisters wurde später Gerber genannt. Dieser Sache ging der Geschäftsführer des Heimatbundes auf den Grund. Er ging dabei auf die Geschichte von vier Schinder(=Wasenmeister)-Familien ein.
Die Spuren führten ihn dabei in den Raum Iserlohn. Bei seinen Nachforschungen stellte sich anhand der verschiedenen Geburtsorte der Kinder heraus, dass seine Vorfahren von Stadt zu Stadt zogen, und auf diese Weise ob als Gaukler oder Musikant auch in den norddeutschen Raum kamen.
Rechtlos und ehrlos waren diese Familien, die am Rande der Gesellschaft lebten. Man heiratete z. B. nur unter den Wasemeisterfamilien, die tagtäglich soziale und weltliche Ausgrenzungen wahrnehmen mussten. Gewöhnliche humanitäre Hilfen wurden z. B. bei Beerdigungen verweigert, wo die Angehörigen des Nachts ihre Verstorbenen selbst beerdigen mussten. Seinerzeit zu solchen Vorfällen von der Kirche festgehaltenen Protokolle, die Havermann parat hatte, untermauerten ähnliche Ereignisse zusätzlich. Die Zuhörer beteiligten sich mit offenen Fragestellungen an dem Vortrag und bekamen stets eine plausibel dargestellte fachliche wie souveräne Antwort.
Im Anschluss an den Vortrag gab Heinrich Havermann noch einen kurzen Überblick über die Tätigkeiten des Heimatbundes. Dabei ging er auch auf das aktuelle Bestreben des Heimatbundes und der Gemeinde Saterland zum Erhalt des Johanniter Klosters (Kapelle) in Bokelesch bei Strücklingen ein. Die Kapelle stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist einziger Zeuge dieser Art aus dem früheren Friesland.

12. März 2008 / Stephan Honkomp


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