Ich möchte hier heute nicht über die Ursachen sprechen, die zum II. Weltkrieg führten, sondern in erster Linie über all die Toten, die mit der Gemeinde Steinfeld in welcher Form auch immer in Kontakt standen. Erfasst wurden von mir die Gefallenen, die Vermissten und die zivilen Opfer. Das gilt für die Steinfelder als auch für die zahlreichen Vertriebenen, die der Krieg nach Steinfeld führte. darunter auch die zehn Opfer unserer Patenschaftsgemeinde Tscherman aus der heutigen Slowakei. Für den einen wurden zahlreiche Informationen zusammen getragen. Andere wiederum konnten nicht so umfangreich dargestellt werden. Teilweise wurde versucht die ungefähre Situation in der sich der Gefallene befand anhand von Fakten zu ergänzen und objektiv darzustellen. Als Quellen dienten zahlreiche Verzeichnisse und Urkunden der Gemeinde Steinfeld. Auch anhand von Kartenmaterial konnte so manches erklärbar gemacht und nachvollzogen werden. Aber auch der Blick ins Internet half enorm. Die Homepage der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und das Lexikon der Wehrmacht trugen Bedeutendes zum Gelingen des Buches bei.
Ein heute 82jähriger deutscher Gebirgsjäger, der am 21. August 1942 zu den Soldaten gehörte, die an der symbolträchtigen Eroberung des mehr als 5.600 m hohen Elbrus teilnahmen, sollte der Auslöser sein. Mit einem Forscherteam der Georgischen Universität kam er nach über 60 Jahren nochmals an den Berg. Selbst heute noch fand man Knochen früherer Kriegstoter in den Felsspalten am Berg. Dieser 82jährige Gebirgsjäger erinnerte sich an drei Kameraden, die als Kriegsgefangene in einem kleinen Ort bei einer Familie untergebracht waren. Nach längerer Suche fand man das Haus, in dem noch eine alte Frau lebt und die sich an die drei Landser gut erinnerte. „Moment“ sagte sie zu dem betagten Gebirgsjäger und verschwand im Stall. Sie kam zurück mit einem gefüllten Jute-Sack. „Da sind die drei drin. Sie haben den ersten kalten Winter nicht überlebt - wir hatten ja auch nichts. Aber ich habe sie aufbewahrt, sagte sie“. Und tatsächlich darin befanden sich die Gebeine von drei Soldaten, die Erkennungsmarken waren noch ganz. Tags darauf beerdigte man die drei in einem würdigen Rahmen. Die Erkennungsmarken brachte man zu den erkennungsdienstlichen Behörden, die aufgrund dessen die Angehörigen benachrichtigen konnten.
Ich war vom „Fieber“ gepackt, allen Steinfeldern Kriegsopfern einen „Namen“ zu geben, damit sie in Erinnerung bleiben. Auf der Grundlage einer vor Jahren bereits erstellten Liste, den wohl 200 Totenbildchen aus dem Fundus von Josef Dorgelo, Franz Burdiek und Peter Klostermann hatte ich ein Grundgerüst. Gepaart mit gemeindlichen Urkunden und der heutigen Internet Technik machte die Arbeit schnell Fortschritte.
Die Situation:
Hatte der Erste Weltkrieg fast 10 Millionen Todesopfer gefordert, forderte der Zweite Weltkrieg ca. 55 Millionen Menschenleben. Unvorstellbar. Der Zweite Weltkrieg war durch eine starke Ideologisierung geprägt, die zu zahlreichen Kriegsverbrechen und zu gewaltsamen, oft systematischen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung führte.
Am 1. September 1939 mit dem deutschen Angriff auf Polen, der ohne vorherige Kriegserklärung des Deutschen Reiches erfolgte. Der schnelle Sieg über Polen prägte den Begriff Blitzkrieg und prägte die taktische Kriegsführung Deutschlands bis Ende 1941.
Am 3. September erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg. Aufgrund dessen begann am 5. September eine begrenzte und eher symbolische Offensive der Franzosen gegen das Saargebiet. Die Deutschen leisteten keinen Widerstand und zogen sich zum stark verteidigten Westwall zurück. Danach blieb es ruhig an der Westfront. Diese Phase wird als Sitzkrieg bezeichnet.
Am 1. März 1940 wurde die Operation „Weserübung“ endgültig beschlossen. Sie sah vor, Dänemark einzunehmen und es als „Sprungbrett“ für die Eroberung Norwegens zu benutzen. Mit dem Westfeldzug begann der Angriff deutscher Verbände am 10. Mai 1940 mit insgesamt sieben Armeen auf die neutralen Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg. Am 19. Mai erreichte die deutsche 6. Armee den Fluss Schelde und stieß bis Abbeville vor. Der Vormarsch in diese Gebiete erfolgte so schnell, dass die britischen und französischen Einheiten bei Dünkirchen eingekesselt wurden. Der deutsch-französische Waffenstillstand trat erst am 25. Juni um 01:35 Uhr in Kraft. Nur sechs Wochen und drei Tage hatte der Blitzkrieg im Westen gedauert. Er forderte das Leben von über 135.000 alliierten und etwa 46.000 deutschen Soldaten. Der Balkanfeldzug hatte den Angriffszeitpunkt für einen Überfall auf die Sowjetunion um vier Wochen verschoben. Der Angriff fand nun erst am 22. Juni 1941 statt. Die deutsche Wehrmacht kam schnell voran und hatte bei der Eroberung des Elbrus im August 1942 einen symbolischen Sieg errungen. Das war´s dann aber auch. Kurz danach startete die russische Offensive. Im Frühjahr 1943 fiel Stalingrad, im Mai die Krim, Charkow, Demjansk, Ilmensee und Leningrad bedeuteten den verlustreichen Rückweg. Parallel dazu war am 13. Mai die Kapitulation des Afrikakorps und auch im Mittelmeerraum war man auf dem Rückweg.
Von den 431 Personen, die in diesem Buch erfasst wurden sind 408 nicht in Steinfeld verstorben. Die restlichen 23 teilen sich in 18 zivile Opfer, vier Kriegsgefangenen und einem deutschen Wehrmachtsopfer auf. Von diesen 408 Kriegstoten sind seinerzeit 155 als vermisst registriert worden. Der überwiegende Teil der Vermissten rekrutiert sich aus der Zeit nach Stalingrad, also ab dem 1.2.1943. Bis dahin waren lediglich 96 Personen - also rund ein Viertel der Gesamtopfer Steinfelds gefallen. Während die Gefallenen und Vermissten Steinfelds zu 85 % in der Landwirtschaft tätig waren, betrug der landwirtschaftliche Prozentsatz der aus dem Osten stammenden Landser nur 50 %. Fast 30 % der „Ostdeutschen“ hatte mindestens einen Unteroffiziersrang vorzuweisen, während unsere einheimischen Landser bis auf wenige Ausnahmen „nur“ zu den Mannschaftsdienstgraden zählten.
Erste Kriegstote:
Die ersten Kriegstoten die Steinfeld zu beklagen hatte, waren August Auf´m Orte, der beim Polenfeldzug am 12.9.1939 bei Jerzowo fiel. Ihm folgte Gottfried Möhlenhaskamp aus Holthausen, der zwar heil vom Polenfeldzug zurückkam, aber bei einer Flak-Übung in seiner Heimatkaserne durch einen Rohrkrepierer umkam. Bereits 1938 kam Franz Prüne aus Lehmden bei einem Unfall in Rumänien ums Leben. Die Rumänen waren zu Beginn des Krieges ja noch Verbündete Deutschlands.
Die ersten Gefallenen beim Feldzug gen Westen waren Franz Wellerding, der am 10. Mai 1940 einen Tag vor seinem Geburtstag fiel. Er wurde auf dem Soldatenfriedhof von Ysselstein begraben. Fünf Tage später fiel Werner Westendorf aus Ondrup in Belgien. - Familien trauerten.
Apropo Familie Westendorf. Die Eltern Westendorf hatten unheimlich große Leid zu ertragen, denn vier Söhne sollten den Krieg nicht überleben. Ähnliches Leid gab es auch im Haus der Famlie Decker in Schemde. Auch deren vier Söhne opferten ihr Leben für das Vaterland. Drei Söhne beklagen die Familien:
Stuntebeck, Schemde
Bahlmann, Steinfeld
Balster, Holthausen,
Bley, Steinfeld
Nuxoll, Harpendorf
Westermann, Stfld, (Westermanns hatten bereits im I. Weltkrieg drei Söhne
verloren)
Wieferich, Ondrup
Wieferich, Holthausen und
Siemoneit, Königsberg
Es ist kaum nachvollziehbar, wie sehr die Familie darunter litten. Der Schmerzstachel über den Tod eines Gefallenen, eines Vermissten saß bei vielen sogar bis zum eigenen Tod sehr tief. Man stelle sich die Familie Nuxoll aus Harpendorf vor: Sie verlor in den Monaten Januar, Februar und März 1945 drei Söhne im Alter von 15, 18 und 21 Jahren.
Wo waren unsere
Steinfelder als sie fielen?
Bei vielen konnten wir das recht gut feststellen. Hier einige Auszüge:
Franz Decker: Er war ein jüngerer Bruder von August, Friedrich und Heinrich. Er arbeitete auf dem elterlichen Hof. Franz Decker diente als Infanterist in Nord-Afrika. Ende August des Jahres `42 erhielt die Familie Nachricht von der Truppe, das der Sohn Franz an der „Ruhr“ erkrankt sei und in ein Feldlazarett eingewiesen wurde. Das war gleichzeitig auch die letzte Nachricht. Nach unseren vorliegenden Erkenntnissen ist Franz Decker einer der wenigen in Steinfeld geborenen Bürger, die während des II. Weltkrieges in Nord-Afrika als Soldat den Tod fanden (sh. auch Josef Klöker). Es ist anzunehmen dass auch Franz Decker in die große Materialschlacht bei Al Alamein verwickelt war. Nachrichten über Franz Decker blieben bis heute aus (sh. auch Alfons Herfurth).
Bemerkungen zu El Alamein: Obwohl die in der Panzergruppe Afrika formierten deutsch-italienischen Verbände mit 60 zu 160 Panzern in Unterzahl waren, stießen sie am 30. Juni 1942 bei El Alamein an die letzte britische Verteidigungsstellung rd. 100 km westlich vor Alexandria. Ihrer beweglichen Kampfführung waren die schwerfälligen britischen Panzer unterlegen, die zudem durch die im Panzerabwehrkampf wirkungsvoll eingesetzten 8,8 cm-Flakgeschütze erhebliche Verluste erlitten. Die Achsenmächte, die beim Eintreffen vor El Alamein lediglich über 2.000 Infanteristen und 55 Panzer verfügten, scheiterten jedoch an einem Vorstoß durch die Verteidigungslinie aufgrund britischer Überlegenheit. Eine letzte, am 31. August begonnene deutsch-italienische Großoffensive musste nach drei Tagen wegen Treibstoffmangels abgebrochen werden. Während die Briten auf eine nur 100 Kilometer lange Nachschublinie nach Alexandria zurückgreifen konnten, mussten die Versorgungsgüter für die Deutschen über 1.000 Kilometer durch die Wüste transportiert werden.
Über den Irrsinn des Krieges ein personeller Exkurs über
Wilhelm Deters: In Holthausen als Sohn des Arbeiters Franz August Deters und dessen Frau Maria Ida geb. Menke geboren. Er hatte den Beruf des Polsterers erlernt. Erst 1952 kam die offizielle Nachricht, dass ihr Sohn bei Schmidt, Kreis Monschau, in der Eifel gefallen sei. Er war Gefreiter in einem Grenadier Regiment und hatte sich in der Endphase des Krieges dem zügigen Vormarsch der Alliierten zu erwehren. Sein Todesdatum weist darauf hin, dass er an der sogenannten Allerseelenschlacht teilgenommen hat. Als Allerseelenschlacht bezeichnet man die zweite, verlustreichste Schlacht in einer Reihe von drei Abwehrschlachten (bekannt als Schlacht im Hürtgenwald) zum Ende des 2. Weltkrieges. Am Vormittag des 6. Oktober 1944 begann der Vormarsch der 9. US-Infanterie-Division gegen die 275. deutsche Infanterie Division auf der gesamten Breite des Angriffsgeländes in den Wald. In diesem Waldgebiet gelang es jedoch kaum, Ziele für die alliierte Artillerie und Luftwaffe auszumachen. So blieb der Angriff im Wald stecken und die Höhen blieben in deutscher Hand. Nach 10 Tagen erbitterter Kämpfe waren beide Seiten so geschwächt, dass die Kampfhandlungen abflauten. Geländegewinn der Amerikaner 2,7 km, Verluste der Amerikaner 4.500 Mann. Verluste der Deutschen 3.200 Mann. Am 26. Oktober 1944 wurde die 9. US-Division von der 28. abgelöst. Die geschwächte deutsche Infanterie musste ausharren. Am Morgen des 2. November 1944 wurde der zweite Angriff auf den Hürtgenwald eingeleitet, wegen des Datums an Allerseelen wird diese Schlacht auch als "Allerseelenschlacht" bezeichnet. Am 8. November 1944 brachen die Amerikaner ihren Angriff ab und zogen die verbliebenen Truppenteile zurück. Während dieser Schlacht muss auch „Willi“ Deters sein Leben gelassen haben. Der Volksbund verfügt über keine Angaben zu seiner letzten Ruhestätte.
Die Truppenbewegung einer Kompanie dargestellt anhand von
Johannes Frilling: Der gelernte Tischler war ein Sohn des Tischlermeisters Franz-Josef Frilling und Rosa geb. Stuntebeck. Als Obergefreiter gehörte er zur 2. Kompanie des Pionierbataillons 30. Sie hatten erfolgreich den Frankreich Feldzug hinter sich gebracht, als es an die Ostfront ging. Vom 22. Juni 1941 bis zum 27. Juni 1941 war das Bataillon in die Grenzkämpe in Litauen verwickelt. In diesem Abschnitt, war es die vorwiegende Aufgabe der Pioniere, den Infanterie-Regimentern und anderen Verbänden der Division Wegehilfe zu leisten, wie Brückenbauten und Ausbessern der Marschstraßen der Division. Jede Brücke, auch der kleinste Durchlass, war gesprengt. Die Pioniere kamen nicht zur Ruhe. Vom 8. Januar 1942 bis zum 30. Juni 1942 dauerten die Abwehrkämpfe südlich des Ilmensees für das Bataillon an. Anfang Januar 1942 lag das Bataillon im Bahnhof von Knewizy. Am 10. Januar 1942 wurde das Bataillon alarmiert, da der Bahnhof Beglowo im rückwärtigen Gebiet, der nur mit schwachen Kräften besetzt war, vom Gegner in Besitz genommen worden war. Über dessen Stärke und Bewaffnung war nichts bekannt. Es wurde zunächst angenommen, das Partisanen über den Newij-Moch-Sumpf gekommen sein mussten. Nach mehrstündigem Marsch erreichte das Bataillon im Laufe der Nacht den Bahnhof von Beglowo und trat sofort umfassend zum Angriff an. Der Gegner erwies sich jedoch erheblich stärker als angenommen und verfügte über schwere Waffen. Bei diesem Angriff muss Johannes Frilling sich eine schwere Verwundung zugezogen haben. Er starb im Feldlazarett Samoska Sanko / Russland , wo er auch begraben wurde.
Als alles schon verloren war Rückzugsgefechte mit
Ferdinand Josef Gr. Holthaus: Er wuchs in Harpendorf als Sohn des Kötters Franz-Josef gr. Holthaus und dessen Ehefrau Anna Catharina geb. Wieferich auf. Bei der Wehrmacht war er Obergefreiter in der 2. Kompanie des Grenadier Regiments 333. Bis zu seinem Tod legte er als Soldat so manche Strecke zurück. Hier ein Auszug der letzten Wochen aus dem Tagebuch seiner Einheit:
„Erst hinter der Narwa fand das Regiment wieder zusammen. Laufend versuchte die Rote Armee, über die Narwa vorzustoßen, konnte aber abgewiesen werden. Im Juli 1944 wurde die Division in den Raum Dünaburg verlegt und dort im Abwehrkampf eingesetzt. Bis Ende Juli stand das Regiment dann in Kurland im Raum Komai - Ponemunani - Skapiskis. Während der Schlachten um den Kurlandkessel war das Grenadier Regiment 333 im Raum Vainode - Pampali - Skuodas - Preekuln eingesetzt. Hier gerieten die Reste des Regiments in russische Kriegsgefangenschaft. Der Obergefreite gr. Holthaus war aber schon zuvor südlich von Friedrichsstadt (heute Jaunjelgawa/Lettland) gefallen. Die letzte Ruhestätte fand er bei Jaunjelgava 30 km südlich von Riga. Eine Umbettung auf eine offizielle Kriegsgräberstätte steht noch aus.
Und die Angehörigen suchen noch heute nach
Bernhard Kirchhoff: Der Schlachtermeister Bernhard Kirchhoff von der Nieberdingstraße war wie sein Berufskollege von Wahlde (Feldhüter) als Obergefreiter in einem Feldlazarett eingesetzt. Dort übernahm er die Aufgabe des Quartiermachers (Furier). Eine letzte Nachricht erhielt seine Familie im Februar 1945 von der Festung Posen (Kernwerk). Eine weitere Nachricht besagt, dass er von Kameraden des Feldlazaretts 3/609 nach Kriegsschluss in einem Gefangenenlager bei Posen noch gesehen worden sein soll. Der zweifache Familienvater gilt seitdem als vermisst. Weitere Nachforschungen aus dem Jahre 2000 über die Deutsche Dienststelle in Berlin erbrachten keine weiteren Klärungen. Seine Erkennungsmarke lautete -1172- 2./Kf.Ers. Abt. 20. Im Jahre 1958 wurde er zum 31.12.1945 für „tot erklärt“.
In einem von den Nachkommen angeforderten Gutachten des DRK wird festgestellt, dass Bernhard Kirchhoff zu den Resten der 9. Armee zählte. Die Richtung Posen ausweichenden Truppen sollten eine vorbereitete Verteidigungslinie ostwärts der Oder besetzen und nach Zuführung von Verstärkungen den feindlichen Vorstoß aufhalten. Hier bei Posen hatte die Verteidigungslinie allenfalls noch die Stärke von einem Regiment und konnte nur noch schwachen Widerstand leisten. Die Festung Posen war seit dem 25. Januar 1945 von der Roten Armee eingeschlossen. Die Kapitulation erfolgte am 23. Februar. Eine Woche zuvor konnten sich noch 2.000 eingeschlossene Soldaten aus der Belagerung befreien und absetzen. Seit den Kämpfen um Posen werden zahlreiche Soldaten der 9. Armee vermisst. Viele von ihnen sind gefallen, andere gerieten in russische Kriegsgefangenschaft, zu denen nach Feststellung des DRK auch Bernhard Kirchhoff gerechnet wird. Schon bei den Märschen starben Kranke und Verwundete. Unzureichende Kleidung und Verpflegung sowie aufgrund ungenügender sanitärer Verhältnisse in den Lagern auftretende Epidemien führten besonders in den Jahren 1945 und 1946 zu zahlreichen Todesfällen. Das DRK kam in seinem Gutachten zu der Schlussfolgerung, dass Kirchhoff in Kriegsgefangenschaft verstorben ist.
Das Leben in Kriegsgefangenschaft kann kurz sein
Josef Klöker: Der Obergefreite und Landwirt Josef Klöker stammte aus Harpendorf und war ein Sohn des Kötters Johann Heinrich Klöker und dessen Frau Maria Josephina geb. gr. Holthaus. Er gehörte beim Einsatz in Nordafrika dem Marsch-Battaillon 23 F 5 an. Klöker und August Decker gehörten zu den wenigen Steinfelder Bürgern die in Nordafrika ihr Leben lassen mussten. Die Heeresgruppe Afrika hatte bereits im Mai 1943 kapituliert. Josef Klöker starb einige Monate später an chronischer Ruhr- und Lungenentzündung im Lazarett von Djelfa (Gefangenenlager) und ruht auf der Kriegsgräberstätte in Dely-Ibrahim (Algerien). Endgrablage: Reihe 6, Grab 358.
Bis zum Jahre 1983 ruhten an 83 Orten Algeriens nach den dem Volksbund vorliegenden Unterlagen 558 deutsche Kriegstote, davon 63 Gefallene des Ersten Weltkrieges und 495 Gefallende des Zweiten Weltkriegs. Ihre Gräber lagen auf Gemeindefriedhöfen der europäischen Bevölkerung sowie auf französischen und anderen Ausländerfriedhöfen. Nach der Genehmigung durch die algerische Regierung zur Errichtung einer zentralen deutschen Kriegsgräberstätte bei Dely-Ibrahim, unweit der Hauptstadt Algier, begannen 1983 die Bauarbeiten. Der Umbettungsdienst des Volksbundes barg bis Ende 1985 bereits 500 Gefallene, zu denen auch Josef Klöker zählte.
Festungen zum Schutz der Bevölkerung
Josef Kohake wurde in Steinfeld als Sohn des Heuermanns Johann Bernard Kohake und seiner Frau Johanna Josefine geb. Kolbeck geboren. Er war von Kriegsbeginn dabei. Und kam bei den schweren Abwehrkämpfen in der Festung Glogau ums Leben. Das Kriegstagebuch aus Glogau sagt hierzu aus: „Als Mitte Januar die Sowjets an der Weichsel auf großer Breite durchbrachen und der Wehrkreis 8 alarmiert wurde, wurde am 21.01.1945 Glogau zur Festungsstadt erklärt. Es galt jetzt den Verteidigungszustand herzustellen und die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten. Die Kampfkräfte wurden formiert, die Volkssturmeinheiten des Glogauer Raumes alarmiert und bewaffnet, Versprengte, Urlauber und Genesende aufgefangen und in Alarmkompanien zusammengefasst. Die Gesamtzahl der Verteidiger lag zwischen 4500 - 5000 Mann, zu denen auch der Obergefreite Josef Kohake gehörte. Das Kriegstagebuch des Wehrmachtsführungsstabes (Eintragung vom 21.02.1945) sagt aus, dass davon nur 1500 Mann grabensicher sind, also kampferprobt. Anfang Februar 1945 kam es zu einem ersten überfallartigen Vorstoß der Sowjets mit einem größeren Panzerrudel und aufgesessenen Schützenverbänden von Nordosten gegen die Glogauer Oderbrücken. Anfang März 1945 erfolgten sowjetische Großangriffe im gesamten südlichen Kampfbereich von Glogau. Am 15. März 1945 fand das Leben für Josef Kohake ein Ende. Die hart umkämpfte Lüttich-Kaserne im Südosten von Glogau ging später endgültig verloren und war nur noch ein formloser Trümmerhaufen. Alle Gebäude die übrig geblieben waren wurden im Laufe der erbitterten Kämpfe zerstört und der Rest von den Verteidigern gesprengt. Am l. April 1945 kapitulierte Glogau.“
Einsamer Jäger am Nachthimmel
Walter Läsche: Aus Düpe stammte der Unteroffizier und Jägerpilot Walter Läsche, der im Zivilberuf Polsterer war. Seine Eltern waren der Landwirt Bernhard Heinrich Läsche und Maria Anna geb. Fischer. Walter Läsche gehörte zur 11. Staffel des Nachtgeschwaders 1, das zum Geschwader Richthofen zählte. Die 1942 aufgestellte 11. Staffel war eine Höhenflugstaffel, die zunächst noch Me 109 F flog später aber auf FW 190 A umsattelte. Im Spätsommer 1941 kam die Fw 190 an die Front und erwies sich sofort in Geschwindigkeit, Rollrate und Feuerkraft der Me 109 überlegen, die allerdings nach wie vor über eine bessere Steigleistung, größere Kurvenwendigkeit und überlegene Höhenleistungen verfügte. Die FW 190A - „der Würger“ genannt - war bei ihrer Einführung den alliierten Jägern leistungsmäßig weit überlegen. Der Standardjäger der RAF, die Spitfire V, wurde an Leistung so weit übertroffen, dass die Verluste der RAF stark anstiegen und das britische Verteidigungsministerium in eine Krise stürzte. Das änderte sich aber später. Die Erfahrung musste Walter Läsche machen, als er bei einem Luftkampf über Rheden östlich von Diepholz abgeschossen wurde und dabei den Tod fand.
Der Gedenkstein in Veszprem mit dem Namen
Anton Overmeyer: war ein Sohn des Schneidermeisters Franz und Margarete Overmeyer aus Steinfeld. Anton war bei der Luftwaffe im Jagd-Geschwader 2 „Max Immelmann“. Als Unteroffizier war er zugleich auch Flugzeugführer. Dieses Geschwader flog die berühmt berüchtigten Sturzkampfbomber „StuKa“ von der Junkers 87 (Ju 87). Im sogenannten Stuka Lied „Stuka vor“ heißt es in den ersten Zeilen: „Wir stürzen vom Himmel der Erde zu, an Wolkenbergen vorbei“. Es waren schon mutige Männer wie Anton Overmeyer, die diese Maschinen flogen. Am 7. Oktober 1944 hatte er noch in Ballenstedt / Harz Hannelore Kaiser geheiratet. Knapp drei Monate später starb er am 23.12.1944 den Fliegertod in Zirc / Ungarn bei Stuhlweissenburg. Dort wurde er mit allen militärischen Ehren begraben. Anton Overmeyer konnte im Rahmen der Umbettungsarbeiten der Kriegsgräberfürsorge nicht geborgen werden. Die vorgesehene Überführung zum Sammelfriedhof in Veszprem (Ungarn) war somit leider nicht möglich. Sein Name ist im Gedenkbuch des Friedhofes und auf einem Gedenkstein verzeichnet.
U 100 verlor Enigma und
Siegfried Simoneit: war in Memel geboren und von Beruf Maschinenschlosser. Als Berufssoldat war er Obermaat und Mechaniker in einem U-Boot. Verheiratet war er mit Edith Simoneit mit der er ein Kind hatte. Diese kam mit dem Fluchtstrom nach Steinfeld. Sie hatte bereits im August 1941 aus dem französischen Hafen Brest erfahren, dass ihr Mann nach einer Feindfahrt vermisst wird. Auf den 660 deutschen U-Booten fuhren im II. Weltkrieg insgesamt 41.700 Marinesoldaten. 28.728 Seeleute fanden dabei den Tod.
Siegfried Simoneit könnte auf dem U Boot 100 (U 100) unter Kapitänleutnant Joachim Schepke (der schönste Kapitän Hitlers) gedient haben. Zumal im Jahre 1941 die U-Boot Verluste der Reichsmarine noch nicht sehr groß waren. Kapitän Schepke gehörte zu den drei erfolgreichsten U-Boot Kapitänen des II. Weltkriegs. Dieser Ruhm nützte nicht viel, denn das U 100 wurde als erstes U-Boot per Radar vom Feind geortet und versenkt. Zusammen mit dem Kapitän verloren 38 Seeleute ihr Leben als sie südwestlich von Island von zwei britischen Zerstörern gerammt wurden. Am 17. März um 03.18 Uhr in der Position 61 N und 12 W sank das U-Boot. Gleichzeitig kaperten zu der Zeit die Briten die wichtige und geheime Deschriffiermaschine „Enigma“ der Deutschen Marine vom U 110. Danach begann erst der verlustreiche Seekrieg für die Deutschen.
Hitler verheimlichte „den Kessel im Eis“ mit
Ferdinand Strothmeyer: Ein weiterer Steinfelder Bürger, der im Kessel von Demjansk unweit des Ilmensees sein Leben fürs Vaterland ließ. Geboren in Mühlen wurde er nach der Schule Landwirt auf dem elterlichen Hof des Bauern Franz Heinrich Strothmeyer und Maria Elisabeth geb. Schulte. Der Obergefreite Strothmeyer war zur 1. Kompanie des Pionier Bataillons 225 abkommandiert worden.
„Der Kessel im Eis“ beschrieb man seinerzeit die 14 Monate von Demjansk, die Hitler in der Heimat noch vor Stalingrad verschwieg. 14 Monate Abwehrkampf im eisigkalten Nordabschnitt der Ostfront in einer sumpfreichen Gegend! Die längste Kesselschlacht des Zweiten Weltkrieges (Januar 1942 - Februar 1943) endete mit der Befreiung von 100.000 eingeschlossenen deutschen Soldaten des II. Armeekorps. Ferdinand Strothmeyer überlebte diesen „Kessel“ allerdings nicht. Er fiel bei einem kleinen Ort namens Olchowetz, wo er auch provisorisch beerdigt wurde, denn wer konnte schon bei den Temperaturen ein Grab ausheben Eine Umbettung an einen offiziellen Ort ist noch nicht erfolgt.
Soweit zu den Auszügen aus dem Buch.
Liebe Heimatfreunde!
Vor gut drei Wochen, als ich den letzten Kriegstoten erfasste, kam ich auf das einzige deutsche Kriegsgrab auf unseren Friedhof. Hier liegt Paul Kottwitz begraben. Ich habe mit seinem Sohn Siegfried gesprochen und der erzählte mir die Geschichte über seinen Vater. Er war Kriegsteilnehmer des I. Weltkriegs und war bei der schrecklichen Schlacht von Verdun durch eine Chemikalie schwer verletzt worden. Die Wunde heilte nur sehr langsam. Aufgrund dieser Verletzung nahm er nicht aktiv am II. Weltkrieg, obwohl die Wehrmacht ihn als Zahlmeister in Breslau angestellt hatte. Nach Kriegsende wurde er verhaftet. Sein 16jähriger Sohn Siegfried, der tagsüber die Minenfelder Breslaus von toten Soldaten der Roten Armee räumen musste wurde ebenfalls mit dem Vater verhaftet. Über ein Jahr blieb man in Haft, wurde gefoltert und aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen auch noch krank (TBC). Während der Sohn noch die Physis hatte und diese Zeit überstand, erholte sich sein Vater nie so richtig und starb 1951 an den Folgen der Haft und den Folterungen.
Kriegsgräber:
Auf dem katholischen Friedhof von Steinfeld befinden sich fünf Kriegsgräber.
Eines davon beherbergt eine russischen Kriegsgefangenen des I. Weltkriegs. Neben
ihn liegen drei weitere Landsleute und ein polnischer Kriegsgefangener des II.
Weltkriegs begraben. Der eine starb beim Tiefflieger Angriff, ein anderer nahm
sich das Leben, ein dritter wurde von einem Bullen in der Weide getötet und ein
Vierter starb an Lungenentzündung. Die Gräber wurden zuletzt von Schülern der
Don-Bosco-Schule Steinfeld gepflegt.
Zivile Opfer:
Fernab von den Kämpfen und Schlachten an den Fronten der Welt, fernab
von den Bombennächten in den Großstädten des Deutschen Reiches kamen auch in
Steinfeld Menschen zu Tode. Diese 18 zivilen Opfer (darunter fünf Kinder) waren
bislang in keinem Gedenkstein oder in offiziellen Listen registriert oder
vermerkt. Ich denke aber, dass gerade diese Toten es verdienen, auch in diese
Opferlisten aufgenommen zu werden, um auf diese Weise auch ihrer als Opfer des
Krieges zu gedenken.
Vier Kinder starben bei zwei Blindgänger-Explosionen in Harpendorf. Ein Mann aus Holthausen und eine junge Frau aus Steinfeld wurden bei einem Tieffliegerangriff auf einen Personenzug in Lohne/Gut Hopen getötet. Zwei Männer der Zugführer aus Bramsche und sein Heizer starben bei einem weiteren Tieffliegerangriff in der Harpendorfer Heide auf einem Zug. Der Heizer, ein russischer Kriegsgefangener, wurde in Steinfeld begraben. Bei einem ähnlichen Angriff auf die Korkfabrik in Mühlen starben zwei Männer. Durch Bombensplitter starb ein weiterer 66jähriger Harpendorfer im Mai 1945.
Zwei Frauen und ein Kind wurden beim Absturz und der Explosion eines vollbeladenen US-Bombers am Steinfelder Schützenplatz in den Tod gerissen. Marodierende Gruppen von Kriegsgefangenen, die von Diepholz her über´s Moor nach Steinfeld kamen ließen Angst und Schrecken verspüren. In Lehmden wurde ein Maler aus Osterfeine tödlich niedergestochen. In Holthausen wurde ein Familienvater per Gewehrschuss getötet. In Mühlen fiel eine 58jährige Frau einem Überfall zum Opfer und einem jungen Landwirtschaftsassessor wurde dort kaltblütig die Kehle durchgeschnitten.
In
Kriegsgefangenschaft:
Viele deutsche Landser gerieten während des Krieges und zu Kriegsende Gesund in
Gefangenschaft. Und viele von Ihnen sollten am Ende nicht zurückkehren. Zwischen
1941 und 1945 gerieten ca. 3.155.000 deutsche Soldaten in Sowjetische
Kriegsgefangenschaft, von denen 1.959.000 nachweislich aus der Sowjetunion
zurückkamen. Ungefähr 1.110.000 Kriegsgefangene überlebten den Aufenthalt unter
katastrophalen Bedingungen in den Lagern nicht. Bei Stalingrad gerieten 110.000
Soldaten in Gefangenschaft. Nur 6.000 sahen die Heimat wieder.
Zur Information zum russischen Kriegsgefangenenrecht: „Stalins Tagesbefehl vom 23. Februar 1942 lautete : ,,Die Rote Armee nimmt deutsche Soldaten und Offiziere, wenn sie sich ergeben, gefangen und schont ihr Leben. Die Rote Armee vernichtet deutsche Soldaten und Offiziere, wenn sie es ablehnen, die Waffen zu strecken, und wenn sie mit der Waffe in der Hand unsere Heimat zu unterjochen suchen. Mit dieser Anordnung verbalisiert Stalin die vorhandenen Alternativen deutscher Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion: Gefangennahme oder Tod.“
Wie sah es mit der Versorgung aus in den Lagern aus? „Das Leben in den Kriegsgefangenenlagern der Sowjetunion war geprägt durch Hunger, Krankheiten, mangelnde Hygiene und in Folge dessen auch von Tod. Durch den schnellen Vorstoß der Truppen im Jahr 1941, die wirtschaftliche Konzentration auf die Rüstung und nicht zuletzt durch die Politik der verbrannten Erde, war die Versorgungslage in der Sowjetunion während des Krieges katastrophal. Die russische Zivilbevölkerung war von diesem Zustand genauso oder sogar stärker betroffen als die Kriegsgefangenen. Aussagen von Zeitzeugen die besagen, dass ,,die Russen noch weniger hatten als wir“ unterstreichen die Versorgungsproblematik deutlich. In der Folge starben Tausende von Kriegsgefangenen an Krankheiten wie Dystrophobie, Tbc, Ruhr und Typhus, was maßgeblich auf eine mangelhafte Versorgung mit Lebensmitteln und eine unzureichende hygienische und medizinische Ausstattung zurückzuführen war.
Man kann sich also gut vorstellen, dass die, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten, nicht gern über das Erlebte und Gesehene berichten wollten. Zu tief saß bei ihnen der Schmerz der Erinnerung.
Jüngste
Meldungen:
Nach der Öffnung der Archive nach dem Mauerfall kommen auch immer mehr
Informationen von den östlichen Kriegsschauplätzen ans Tageslicht. Die Deutsche
Kriegsgräberfürsorge arbeitet seit ca. 1992 fleißig daran, größere
Soldatenfriedhöfe zu erstellen und vereinzelte Gräber und Begräbnisstätten
zusammenzufassen. Dass das eine umfassende Aufgabe ist, kann man sich bei der
Größe der früheren Sowjetunion sicher gut vorstellen.
Immer wieder kommen neue Details zu Tage. So z.B. bei der Familie kl. Moormann aus Harpendorf. Die erfuhren Ende Juli 2005, dass Johannes kl. Moormann auf dem Soldatenfriedhof von Korpowo begraben wurde. Im Mai ´05 erfuhren Siemers in Mühlen, dass Josef Schlarmann im August 1945 bei Karaganda in Gefangenschaft gestorben ist. Auch Hannes Niegsch konnte erst nach dem Tod seiner Mutter im Frühjahr 2003 über das Standesamt in Berlin in Erfahrung bringen, dass sein Vater Erwin Niegsch am 31.1.1945 bei Kraszewo / früher Neidenburg gefallen ist. Auch im Hause Balster in Holthausen kam vor gut zwei Jahren noch eine Nachricht über den Tod des gefallenen Bruders ins Haus.
Insbesondere nach der Öffnung der russischen Archive dürfte einiges geklärt werden können. Wer Interesse hat, noch fehlende Informationen einzuholen, sollte sich mit einer Suchmeldung an das Deutsche Rote Kreuz, an das Standesamt I Berlin oder an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge wenden.
Parallel zu diesen Möglichkeiten bestehen seitdem auch die Möglichkeiten die Soldatenfriedhöfe im Osten zu besuchen. Es ist für die Angehörigen aber auch für die Außenstehenden ein ergreifendes Gefühl sein, vor den endlos mahnenden Gräbern zu stehen.
Beispiel der Friedhof von Rossoschka vor den Toren des heutigen Stalingrads.
Auf je 140 Granitquadern mit je 800 – 900 Namen von Kriegstoten der Schlacht um
Stalingrad erinnert an die rd. 120.000 Soldaten, denen kein Grab gegeben werden
konnte. Eine derartige Dokumentation von Toten am Ort der Kämpfe findet sich
bisher noch in keinem Land der Erde. Auf dem Gelände ist auch eine Glocke
aufgestellt, die wie auf vielen anderen Soldatenfriedhöfen als „stumme Glocke“
zu erkennen ist.
Sie ist „stumm“ wie eine Mutter, die stumm ist vor Trauer, überwältigt von ihren
Gefühlen. Sie kann nichts sagen, die Zunge ist wie herausgerissen.