Harpendorf sucht die
Superkuh
Bericht von Stephan Honkomp
Harpendorf wird immer
schöner. Man nahm erfolgreich am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“
teil, legte eine wundervolle Streuobstwiese an, pflanzte Bäume oder stellte
wie zuletzt am Düper Heckenweg eine neue Sitzgelegenheit auf. Einziger Makel
auf der sonst sauberen Weste der schönen Bauerschaft im Westen Steinfelds:
Harpendorf hat zwar zwei Ratsmitglieder aber leider keine Kuh mehr im Stall!
Das wäre doch bestimmt ein sinnvolles Thema für den Kommunalwahlkampf 2011.
Lassen wir Zahlen sprechen: Der wöchentliche Verbrauch an Milch und
Milchprodukten (Käse, Yoghurt, Ü-Eier, Mars, Milky Way etc.) liegt für
unsere wunderschöne Gemeinde im Südoldenburgischen unter 12.000 kg. Genauere
Werte waren vom örtlichen Großhandel aus firmeninternen Datenschutzgründen
nicht zu bekommen. Wir wissen, dass die Zeiten von „Melk Franz“ & Co
unwiderruflich vorbei sind. Mehrere Male die Woche werden 500 l Paletten bei
Herrn Albrecht und Cies umgesetzt und multiplizieren wir diesen Aspekt mit
der Anzahl der Steinfelder Märkte und Geschäfte, kommt man zu diesem
Hochrechnungsergebnis.
Nach Angaben der Milchwerke Holdorf werden dort täglich rd. 250.000 l Milch
angeliefert. Der Arbeitsanteil der produzierenden Steinfelder Kühe liegt bei
einem täglichen Wert von ca. 1.500 l. (Wochenwert: 10.500 kg - im Jahr sind
das knapp über 500.000 l). Während der deutschlandweite Jahresverbrauch bei
ca. 62 kg / pro Einwohner liegt. Für unsere dominierende Landwirtschaft ist
das recht schlechtes Ergebnis. Das heißt im Klartext. Die Kühe in Steinfeld
haben Mühe, die eigene Bevölkerung mit ausreichend Milchprodukten zu
versorgen. „Sag mir wo die Kühe sind, wo sind sie geblieben?“; heißt es in
einer abgewandelten Form des Joan-Baez-Protestklassikers: „Sag mir wo die
Blumen sind?“. Vielleicht sollte man den Harpendorfern einfach eine
Kuhausgleichsquote (KAQ) auferlegen, dass dadurch der finanzielle Ausgleich
von den kuhfreien Bauerschaften an kuhreiche Gemeindegebiete gezahlt werden
könnte. Entsprechende Anträge soll es schon bei der Landwirtschaftskammer
geben. Aber bei den Milchpreisen und den wenigen Q-Bauern liegt das momentan
außerhalb jeglicher Diskussion.
So landeten die Harpendörper beim Wettbewerb wohl eben wegen der fehlenden
Quotenkuh leider nicht auf einen der vorderen Plätze. Und was obwohl die
Harpendörper um ihren„Bur-vaogt“ Mechthild Ansmann einiges für die
Ansiedlung einer Kuh auf die Beine stellen. Neben Streuobstwiese und
Anpflanzungen wurde die Heide gestaubsaugt, die Löns-Hütte epochal
erweitert. Aber mit diesem Kuh-Super-GAU hatte nun wirklich keiner
gerechnet. Auch wenn umzu in unmittelbarer Nähe Kühe glücklich muhen, (man
hört und sieht sie quasi). „Die schönsten Kühe stehen sowieso in Düpe“,
sagten zu diesem Thema in der Schützenfestsaison zwei Klarinette spielende
Düper-Schönheiten aus der Nachbarschaft voller Stolz und nicht ohne Grund.
Konnte der elterliche Hof doch vor einigen Jahren für eine Kuh eine „Miss-Muh-Oldenburg“
Ehrung erreichen. Sie wurde damals sogar als Klappcover im
Landwirtschaftsblatt abgedruckt.
Nichts-desto-trotz: Der Makel des fehlenden Harpendorfer Kuhdungs, des
ureigenen Duftes von erkaltetem Dung in blühender Wiese, ist unwiderruflich
da. Zur Richtigstellung: eine Leasing-Kuh kann nicht als Kuhbestand gewertet
werden. Ob Martin Schlarmann, der anlässlich der Frühjahrskirmes Eröffnung
auf das Fehlen eines femininen Wiederkäuers in seiner Heimat hingewiesen
wurde, nun Dieter Bohlen zu einer Kundgebung ins Landhaus Gössen bewegen
kann, ist noch unklar. Einzige Bedingung: Er möchte bei einem
Heide-Gottesdienst das Predigen übernehmen. Das Thema „Kuh“ dürfte auf den
wortgewaltigen unter der Gürtellinie argumentierenden Ostfriesen
zugeschnitten sein. Wir wünschen viel Glück und glückliche Kühe.
Fragen tun sich unweigerlich auf: Muss eine Kuh eine gute Performance haben?
muss sie singen können, einen Wiener-Walzer hinlegen oder etwa besonders gut
aussehen? Fragen über Fragen an den Stammtischen in unserer Westmark.
Sicherlich sind Performance und dergleichen „Bohlenscher-Schwachsinn“
sekundär. Auch „Super-Heidi-Maße“ mit beispielsweise sechs Strichen sind
nicht erforderlich. 24 Stunden-Muhen und cremige H-Milch reichen schon aus.
Also lassen wir das.
Erinnerungen: Selbst als meine Mutter, die vor ihrer Ehe mit meinem Vater
lange Jahre in Harpendorf beim „Landhaus Gössen“ als Bardame unter der Regie
von „Gössen ßßßßooo“ arbeitete, bekam als Mitgift eine Kuh (allerdings aus
Schwege, wo sie und auch die Kuh herstammten). Tage vor der Trauung, stand
die Kuh bereits im Stall bei Gössen. Sauber gewaschen, die Klauen gesäubert
und modisch gestriegelt, war Sie tagelang der Publikumsmagnet im späteren
Landhaus. Hätte es damals einen Föhn gegeben, man hätte die Kuh auch kreck
geföhnt. Da war es völlig egal, ob die Spucknäpfe für die „Preumkers“
zentimetergenau an ihrer urtümlichen Stelle standen. Na ja, jedenfalls
brachte sie eine Kuh mit in die Ehe. Dass kann man heute nicht mehr
erwarten. Allenfalls immense BAFÖG-Schulden sind noch zu begleichen. Was
soll´s es gibt nicht nur weniger Kühe, sondern auch weniger Trauungen im
Standesamt und in der Kirche.
Kaum
zu glauben: Im heute elitären Wohnviertel Steinfelds, in Eulingen, wo die
Mitgift-Kuh vor reichlich 68 Jahren ihr neues Zuhause fand, stehen im
Vergleich zu Harpendorf noch intakte Kühe, die tagein tagaus schmackhafte
Milch liefern. Ex Königspaar Edu & Elsbeth Sprehe mit Opa August haben
überaus glückliche Kühe, wie Euwer Redakteur Feinbein dies in seinem
Sommerinterview feststellen konnte. Ach was war das 2004 doch für ein
schöner Krötenzug auf deren Hof!
Das letzte Wort. Ob
„Heidekönig“ Georg noch eine Kuh aus „Dörpien“ exportieren kann, ist
fraglich, denn im Zentrum des „Graupenschietens“ wird man sicher keine
lebende Kuh mehr vorfinden. Könnte aber dennoch auf seinem
Regierungsprogramm für seine Amtszeit realisiert werden. Also helft unseren
Freunden im Westen, bei „Harpendorf sucht die Super-Q“. |