Grußwort vom Vorsitzenden des Heimatvereins Steinfeld, Herrn Stephan Honkomp

Liebe Heimatfreundinnen und Freunde!

Auf die Geschichte dieses Hauses möchte ich hier nur ganz kurz eingehen, dabei werde ich an den Weg von der Idee zur Realisierung erinnern.

Als der Dammer Pfarrer Johannes Ortmann im Jahre 1737 den Holdorfern den Bau einer Kapelle zugestand, gab es Aufruhr in den benachbarten lutherischen Kirchengemeinden von Fladderlohausen und Gehrde. Dort befürchteten die Pastöre, dass die Katholen die Lutheraner zum kath. Glauben überführen, verleiten wollten. Dazu kam es aber nicht, denn wer wollte schon in einer „zugigen wackeligen Kapelle“ beten, wenn man es in Gehrde und Fladderlohausen vielleicht besser hatte. Noch bis 1858 tat diese Kapelle ihre kirchlichen Dienste. Nach dem Neubau von St. Peter und Paul wurde die leerstehende Kapelle nach Steinfeld an die Brüder Krapp verkauft. Der eine benötigte das Fachwerk für seine Scheune in Harpendorf, der andere baute den größeren Teil zum Betriebsgebäude seiner Lohgerberei auf, die bis Mitte der 70er Jahre ihre Dienste tat. So stabil, wie das spätbarocke Gebäude heute nach 270 Jahren dasteht. So stabil stand es noch nie.

Tatort Mühlen Münsterlandstraße im Mai ´99. Das Richtfest an der Seefahrerschule wird gefeiert. Der eifrige Terrier des Heimatbundes, Prof. Dr. Helmut Ottenjann, springt von Fachwerk zu Fachwerk. „Herr Timphus, kommen Sie bitte mal her“, fordert der Professor den Mühler Heimatvereinsvorsitzenden auf zu ihm ans Fachwerk heranzutreten. „Herr Timphus, sehen Sie das hier“, er zeigt auch einige Bleistiftmarkierungen des Zimmermanns, „dass muss aber noch wegradiert werden, achten Sie darauf“. Nun eine „Blautzoppen mit Pötkes“ und der ein oder anderen Flasche Bier später kommt am Tisch im Sportlerheim die Idee auf, dass dem Heimatverein Steinfeld auch so etwas wie ein „Eigenheim“ gut stehen würde. Die Idee fällt sofort auf die „Lohgerberei“. Entsprechende Beschlüsse fasste der Rat schnell und der Auftrag zur Bestandsaufnahme wird erteilt. Einziges Problem: Die Gemeinde ist nicht Eigentümerin des Gebäudes. Insofern gestalten sich zur Jahrtausendwende nur die Realisierungsträume optimal. Erst nach dem unerwarteten Tod des Eigentümers kommt Bewegung in die Sache. Die Gemeinde Steinfeld wurde zum Jahreswechsel 2002/03 Eigentümerin. Die nächste Hürde stand aber bereits aufgebaut da. Es war der dreifache Ochser der Denkmalschutzbehörde bei der damaligen Bezirksregierung. Diese weigerte sich vehement, die Abrissgenehmigung zu erteilen. Selbst bei einem Ortstermin rückte die Bezirksregierung keinen Deut von der Stelle – das war pure Bürokratie. Dass es letztlich dennoch klappte, grenzt an ein Wunder. Die Beteiligten wissen das. Herzlichen Dank an Bernd Ammerich vom Landkreis und an meinen Kollegen Udo Koschate. Bereits frühzeitig war in Vorgesprächen der Gemeinde signalisiert worden, dass das Vorhaben – wie wir es heute hier wahrnehmen“ förderfähig sei. Ich kann mich an den Freitagmorgen Ende August 2005 im Büro Von Herrn Gloystein bei der GLL in Oldenburg erinnern, als Udo Koschate und meine Wenigkeit Herrn Gloystein immer wieder davon unterstrichen, dass die Gemeinde die Baumaßnahme gegen finanzieren würde. Herr Gloystein allerdings uns mitteilen musste, dass alle Gelder aus „ProLand“ eingefroren seien und wir nur hoffen könnten, dass Maßnahmen andere Kommunen nicht zustande kämen und die Kommunen die Mittel zurückgeben müssten.
Ich kann mich noch genau an die Begebenheit erinnern und dachte kurz danach daran, dass es so aussah als wenn der heilige Geist zur Tür hereinkam und uns eine Frohe Botschaft überbrachte. Deshalb seid mir in meiner Ausdrucksweise nicht böse - denn unser früherer Gemeindedirektor Peter Möllmann kam herein. Er begrüßte Herrn Gloystein, der ihm den gleichen Text, den wir zuvor vernehmen durften, vorzitierte. „Herr Gloystein“ – eines will ich Ihnen sagen“, so unser damaliger Gemeindedirektor in höflicher aber bestimmter Form, „auch wenn Sie die Förderung ablehnen – wir bauen die Lohgerberei sowieso“! Der Gordische Knoten war mit dieser „Frohen Botschaft“ durchschnitten. Was folgte ist bereits „Schnee von Gestern“. Es wurde ausgeschrieben, Aufträge wurden vergeben und binnen weniger Monate wurde die Lohgerberei in Rekordzeit und dennoch qualitativ hochwertig hergestellt. Allen an diesem handwerklichen Sprint beteiligten Personen mein herzlichster Dank. Und im Herbst kam dann auch endlich der von Kämmerer Herbert Timphaus sehnlichst erwartete Scheck vom fernen „Onkel der GLL“ aus Oldenburg.

Meine Damen und Herren!
Lassen Sie mich noch kurz zum eigentlichen Grußwort kommen und ich richte einen herzlichen Gruß an meine Heimatvereinskollegen und Kollegin sowie an unsere früheren Vorsitzenden Walter Scherbring und Dr. Hubert von der Asssen. Herzlich Willkommen - Wir arbeiten seit Jahren gemeinsam an unserem Kulturgut Heimat und haben in unseren Heimatgemeinden erfahren, dass wir gute Arbeit leisten.

Aber liebe Heimatfreunde lasst mich ruhig kurz mal etwas kritisch werden. In Steinfeld hat einmal ein früheres Ratsmitglied gegenüber der Presse sinngemäß einmal folgendes gesagt: „Steinfeld und Kultur – Kultur – dat bruukt wi hier nich!“ Als Lateiner und Messdiener auf dem II. Bildungsweg habe ich damals nur für mich gedacht: „O si tacuisses, non asinum solet!“ Das war aber Gott sei Dank aber nicht die Meinung aller Ratsmitglieder. Nicht nur wir in Steinfeld brauchen Kultur, haben Kultur, ja machen Kultur. Es liegt aber auch noch viel Potential brach & das wollen wir nun wecken. Ich stelle mir die Kulturarbeit in Steinfeld vor wie die Blumenwiese des Holthausener Landwirts Heinrich Kolbeck im Sommer 1991 als Holthausen bundesweit zum Silberdorf avancierte. Kultur soll vielfältig, unterschiedlich und kunterbunt sein. Ein jeder kann sich einbringen. Erste frische Ansätze liegen bereits vor. Es herrscht so etwas wie Aufbruchstimmung. Wir wollen das Leben in Steinfeld lebenswerter machen. Dazu brauchen wir alle Bürger der Gemeinde Steinfeld. Wir als Heimatverein sind nur ein Mosaikstein, der zum Gelingen beitragen kann.
Deshalb mein Aufruf! Engagiert Euch – macht mit!

Meine Damen und Herren!
„Statt Karten“ lauten zwei Worte, die immer mit traurigen Ereignissen in Verbindung gebracht werden. „Statt mit Karten“ kam heute Morgen der ausführende Architekt Ignaz Funke zu mir und überreichte mir einen nackten Briefumschlag mit Geldspenden der beteiligten ausführenden Firmen. Und das ist wieder eine Frohe Botschaft. Lieber Ignaz herzlichen Dank für Dein persönliches Engagement um die Lohgerberei und ein großes Dankeschön an die Firmen auf diesem Wege. Dank an die Mitglieder des Heimatvereins von Wilma Stolte an bis zu „Post Lene“ die im Alter von 81 Jahren Anfang Januar in den Heimatverein eintrat. Unermessliches leisteten Herbert Willenborg und Josef Willenbrink bei der „Bestückung“ der Ausstellung. Die beiden hatten sich in den letzten Wochen anscheinend zu Hause abgemeldet und waren unter der Adresse „Große Straße 3 A zu erreichen. Danke für euren Einsatz. Auch wenn man überall über die Architektur oftmals streitet. Wir können froh sein, dass an der Lohgerberei nur das Treppengeländer bei einigen auf Ungnade gestoßen. Und damit kann ich leben. Ich finde wir Steinfelder können allesamt stolz auf unsere Lohgerberei sein. Und das sollten wir auch zum Ausdruck bringen! Vielen Dank!